Allgemeines                                                                                   25. 6. 22                                                                                 

     


Was hat es mit Liegerädern auf sich?


Die Idee, den Menschen auf dem Fahrrad in eine bequemere Position zu bringen, ist schon weit über 100 Jahre alt. Das heutige herkömmliche Fahrrad ist eine ganz wunderbare Sache und eine der besten Erfindungen des Menschen, die gerade einen weiteren Durchbruch erlebt. Etwas wirklich vollkommenes gibt es aber bekanntermaßen auf dieser Welt nicht.


Ein wesentlicher Nachteil des Fahrrads ist der kleine Sattel, der bei längeren Fahrten zu Schmerzen und in Einzelfällen sogar zu Gesundheitsschäden führen kann. Deshalb nehmen die verschiedenen Sättel, mit denen man dieses Problem abzumildern versucht, in jedem Katalog breiten Raum ein. Ein wirklich bequemer, d. h. auch breiter Sattel würde aber beim Treten stark hindern. So etwas kann man sich nur leisten, wenn man nicht nach unten, sondern mehr oder weniger nach vorn tritt. Jetzt kann man auch trotz richtigem Abstand Sitz - Tretlager den Sitz so tief legen, daß man auch beim Anhalten mit beiden Füßen sicher auf dem Boden steht. Eine wirklich ausreichend große Sitzfläche kann man nun auch mit dem vollen Körpergewicht belasten, d. h. die Handflächen, Handgelenke, Schultern und Wirbelsäule können völlig entlastet werden.


Beim Normalrad kann man ein Stück in diese Richtung gehen, indem man die neuerdings z.B. auch vom ADAC zu Recht für den Alltagsfahrer propagierte völlig aufrechte Haltung einnimmt. Dann hat man aber das Problem der noch stärkeren Belastung der kleinen Unterstützungsfläche "Sattel" und außerdem einen Luftwiderstand "wie ein Scheunentor". Der letztgenannte Nachteil entfällt beim Liegerad, weil man durch die stützende Lehne eine leicht nach hinten geneigte Haltung einnehmen kann und die Stirnfläche durch die eher waagrechten Beine weiter verkleinert wird. Als in den 70 Jahren derartige Fahrzeuge in Europa wieder aufgegriffen wurden, sah man leider vor allem den verringerten Luftwiderstand, und verbesserte den auch noch durch eine sehr flache (z. T. unter 45°) geneigte Lehne. Solche Fahrzeuge tragen den Namen "Liegerad" zu recht, sind aber für den Alltag nicht für jedermann optimal. Erst in den letzten Jahren tauchen mehr Räder mit steiler Lehne auf, z. T Dreiräder , die eigentlich eher "Sesselräder" heißen müßten, und die m. E. für Reisen unschlagbar komfortabel, aber auch im täglichen Stadtverkehr gut brauchbar sind 


Vor- und Nachteile von Liegerädern


Hier zunächst die Vorteile des Fahrrads allgemein gegenüber dem Auto

+ kein Lärm und keine Abgase

+ in der Geschwindigkeit dem in Hunderttausenden von Jahren entwickelten Reaktions-, Wahrnehmungs- und Erlebnisvermögen des Menschen angepaßt

+ liefert die für Gesundheit und Wohlbefinden erforderliche körperliche Bewegung "kostenlos" mit (regelmäßiges Radfahren verringert die Gefahr von Zivilisationskrankheiten, wie hohem Blutdruck, Übergewicht, Herzkrankheiten

+ eine halbe Stunde Radfahren am Tag verbrennt 8 Kalorien in der Minute oder 11 kg Fett im Jahr

+ durchschaubare Technik (zumindest im Vergleich zum Auto)

+ leicht reparierbar

+ für die Herstellung geringer Energie- und Rohstoffaufwand erforderlich

+ auf dem Fahrrad kann man mit der Energie, die einem Liter Benzin entspricht, über 1000 km fahren

+ bei 15 km/h verbraucht ein Radfahrer weniger Energie, als ein Auto für seine Scheinwerfer

+ auf dem Fahrrad setzt man einen Motor ein, dessen Kraft, Wirkungsgrad und Lebensdauer sich steigert, je mehr er in Anspruch genommen wird

+ einfache, preiswerte Infrastruktur ausreichend

+ weitgehend recycelbar

+ geringer Platzbedarf

+ positive Bewußtseinsbeeinflussung durch unmittelbares Erleben der Umwelt (z. B. Wahrnehmung von Gerüchen, Temperaturen, Feuchtigkeitsveränderung beim Fahren durch ein Waldstück )

+ Förderung der sozialen Kontaktfähigkeit durch ständige optische und akustische Verbindung mit den anderen Verkehrsteilnehmern

+ fährt von Haus zu Haus

+ auch von Kindern und alten Menschen benutzbar

+ Frust und Streß kann in nützlichen Vortrieb statt in schädliche Ablagerungen in den Arterien verwandelt werden
 

Immer mehr Menschen glauben, daß die tiefgreifenden Veränderungen, die sich auf den meisten Lebensgebieten derzeit vollziehen, letztlich zu einer anderen, jetzt erst in Umrissen erahnbaren Welt führen werden. Das zu Ende gehende Zeitalter war zuletzt gekennzeichnet durch Leistung, Geschwindigkeit, Komfort, Prestigedenken und schrankenlose Mobilität, ein Symbol hierfür war das Auto. Das kommende Zeitalter wird hoffentlich gekennzeichnet sein durch Leben im Einklang mit der Natur, sanfte Technik, Gefühl für die tieferen Bedürfnisse des Menschen und Freude am Naheliegenden, ein Symbol hierfür könnte das Fahrrad sein.

 

Vor- und Nachteile des Liegerads gegenüber dem "normalen" Fahrrad

Hier zunächst die Vorteile Da es in der Technik selten etwas umsonst gibt, handelt man sich folgende Nachteile  ein
stundenlanges Fahren ohne Probleme - bei gleicher Ausstattung schwerer
+ entspannte, ergonomisch günstige Sitzposition, Brust- und Bauchorgane nicht eingeklemmt (Zwerchfellatmung erleichtert),  Handgelenke entlastet, Hals und Schulterbereich nicht verspannt - weniger Übersicht, Umdrehen vor allem bei breiter  und/oder flacher Lehne schwieriger
+ man sieht mehr durch aufrechte Kopfhaltung (Vor allem bei Müdigkeit sieht man auf dem Normalrad oft nur noch die Straße  vor dem Vorderrad - wird leichter übersehen (Wenn keine grellfarbige Verkleidung oder Wimpel angebaut ist)
+ Füße sicherer auf dem Boden (wird vor allem von Frauen geschätzt,) - besonders bei flacher Lehne, hohem Tretlager und
+ auch kleine Personen können an der Ampel sitzen bleiben Lenker unter dem Sitz gewöhnungsbedürftige Fahreigenschaften
+ bei fast allen Liegerädern (ab einer Tretlagerhöhe von ca. 400 mm) besteht in Kurven keinerlei Gefahr, mit dem Pedal  aufzusetzen - freihändig fahren oft nicht möglich (zur Entspannung aber auch weniger nötig)
+ bei einem Sturz geringere Fallhöhe, vor allem des Kopfes - bei Lenker unter dem Sitz schwieriger zu schieben
+ bei einem Aufprall treffen zuerst die Füße und nicht der Kopf auf (Lenken durch seitwärts neigen)
+ Federung ist leichter zu verwirklichen, keine Probleme mit der Sitzhöhe, kein Wiegetritt zu berücksichtigen, günstigere Lage des Kraftangriffs - Fahren mit Rock problematisch
+ Bei Kettenschaltungen sind alle Gänge uneingeschränkt benutzbar - da höhere Tretkräfte möglich, Gefahr der Knieüber
+ meist weniger Luftwiderstand durch kleinere Stirnfläche lastung
+ Verkleidung als Wetterschutz und zur Luftwiderstandsverminderung leichter anzubringen - ohne Federung schlechte Straße stärker spürbar
+ durch Abstützung im Rücken höhere Tretkräfte möglich - ohne Verkleidung schlechterer Wetterschutz (Poncho reicht nicht)
+ Autofahrer machen meist einen größeren Bogen um das ihnen nicht ganz geheuere - längere Kette, (außer bei Frontantrieb),
+ Diebstahlgefahr geringer höheres Gewicht und mehr Verschmutzungsgefahr, dafür höhere Lebensdauer
+ direkter Blickkontakt zu Autofahrern - um Abrutschen von den Pedalen zu verhindern, muß auch beim Zurückziehen des Fußes ein leichter Druck ausgeübt werden. Dies ergibt einen kleinen Energieverlust, außerdem führt dies bei empfindlicher Konstitution zu leichterem Frieren an die Füße im Winter, im Extremfall zu leichten Durchblutungsstörungen (Gilt nicht, wenn "Klickpedale" verwendet  werden) Wenn das Abrutschen
+ bei "Gartenstuhlsitz" kann man Einkaufstaschen über die Sitzholme statt an den Lenker  hängen von den Pedalen durch eine Art Fersenriemen verhindert
+ Beim Lang- und beim Tieflieger ist durch tiefen Schwerpunkt und langen Radstand ein Anheben des Hinterrads beim Bremsen ausgeschlossen, dadurch gegenüber dem Normalrad ca. 50% höheres Bremspotenzial wird, hat Stefan Gloger an der Uni Darmstadt bei gleicher Leistungsabgabe eine deutlich niedrigere Pulsfrequenz beim Liegerad gemessen. Der biodynamische Wirkungs grad scheint höher zu sein.
+ Beim Langlieger kommt die Hauptbremskraft aus dem Hinterrad, bei dem Überbremsen weit weniger kritisch ist spätere Einsicht in Kreuzungen
+ man fällt mehr auf, (kann je nach Mentalität allerdings auch negativ gesehen werden) - Hochfahren auf Bordsteine schwieriger
+ Beim Liegedreirad sicheres Fahren auf Eis und Schnee - beim Langlieger größerer Wendekreis, mehr Platzbedarf beim Unterstellen
- kein Wiegetritt möglich, zur Entlastung der Sitzfläche aber auch nicht nötig; außerdem weiß man inzwischen, 
daß man bei  genügend "kurzer" Übersetzung im Sitzen weniger Energie braucht
- beim Liegedreirad Probleme an engen Hofeinfahrten und schmalen Radwegen
- bei Anstrengung stärkeres Schwitzen am Rücken
- wenig Eignung für Fahrten im rauhen Gelände
- Geldbeutel, Schlüsselbund usw. verliert man leichter aus der Hosentasche
Etwas fehlt noch:
+++ Liegeradfahren macht einen Riesenspaß